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Die Kindheit von Pater Vjeko (2/2)
Dienstag, 12. Februar 2008 Geschrieben von Nikola Babić

ana und petar curicIn der Grundschule war Vjeko ein tüchtiger Schüler und beendete die Klassen immer mit den besten Noten. So wie man erzählt, ein Kind, dass von der Mutter zum Lernen nicht andauernd gezwungen werden musste. Es bleibt ihnen immer das Bild eines lachenden Kindes im Gedächtnis, immerzu gut für einen Scherz, aber komischerweise auf seine eigene Art ein sehr erwachsenes Kind. Nach der Schule hatte Vjeko auch seine Verpflichtungen innerhalb und außerhalb des Hauses, wie jedes andere Kind auf den dörflichen Landstücken. Die Pflichten sind verschieden: vom Hüten der Kinder, dem Zum-Schlafen-Bringen der Schwester, graben, dem Traktorfahren... Öfters arbeitete er auch für die Nachbarn für einen Lohn. Das, was er aber am liebsten tat und woran sich alle erinnern, war sich die oberste Treppe zu setzen und zu singen. Vor allem erinnern sie sich an das Lied: “Ihr Pflaumen, meine kleinen Pfläumchen, ihr seid voller Gold.....“ Oft hat die ganze Familie dieses Lied zusammen gesungen.

Aber das, was er niemals vergaß, dass war jeden Tag zur Kirche zu gehen. Er verbrachte viel Zeit mit Pfarrern, oft in Gebeten, aber auch außerhalb der Kirche, beim Spiel mit anderen Kindern. Einmal hat seine Mutter auch mit ihm geschimpft, weil er so oft zur Kirche ging, worauf er Pater Ilija nach Hause brachte, der zur Ana sagte: “Halte ihn nicht länger davon zurück, er wird eines Tages sowieso fortziehen.“ Wegen seinen innigen freundschaftlichen Verhältnissen mit den Pfarrern hatte Vjeko auch in der Grundschule Probleme mit komunistischen und der Partei orientierten Lehrern Probleme.

Nach der Grundschule trat Vjeko in eine Pfarrgemeinde ein, was niemanden in der Familie sonderlich überraschte. Seine ganze Kindheit lang deutete sich klar an, dass Vjeko eines Tages Pfarrer werden würde und seine ganze Familie freute sich sehr darüber, dass er sich so entschied. Auch als einen jungen Mann erinnert man sich in der Gemeinde an ihn als immer fröhlich, immer lächelnd, der sehr viele Witze kannte. Zu dieser Zeit war er nicht sonderlich in Sport interessiert, sondern die Kirche, seine Aufgaben, die Arbeit.

Wie dem auch sei, der Entschluss nach Afrika zu gehen, überraschte seine ganze Familie sehr. Obwohl dies eine sehr gläubige Familie ist, nahm sie es nur schweren Herzens an, dass er sich auf so eine langen Weg macht. Vjeko selbst wusste, dass sie das schwer aufnehmen würden. Seiner Schwester Ljubica erklärte er es mit den Worten: “Wenn ich hier bleibe, kann ich nicht das werde, was ich will.“ Und so hatte Vjeko nach abgeschlossenem Theologiestudim in Sarajewo und dem Dienen in der Pfarrgemeinde die Vorbereitungszeit in Paris verbracht und wurde nach Ruanda geschickt, von der er selbst sagt, dass sie “am meisten Bosnien ähnelt, gebirgig, sogar mit ähnlichem Klima, aber sehr arm und belastet mit alten Konflikten zweier Stämme“. Alles andere ist Geschichte, von der bereits andere geschrieben haben.

Während seines Dienstes als Missionar hat Vjeko in 15 Jahren nur dreimal seine Eltern besucht, und in den letzten sieben Jahren gar nicht mehr. An ihre Adresse kamen in der ganzen Zeit ungefähr zehn von seinen Briefen an. Und wenn er so selten vorbeischauen würde, dann wären seine Gedanken immer in Afrika und er würde alle nur flüchtig besuchen kommen. Seine Mutter war darüber sehr erzornt und drohte die Tür einzumauern, damit er nicht wieder gehen konnte. Seine Antwort darauf war: “Sie haben nichts zu essen, während ich weg bin“. Während der Zeit des Genozids rief er sie einmal vom Telefon der Vereinten Nationen an. Es ist selbstverständlich, dass diese Fakten nicht über den Mangel an Vjekos Liebe zu seiner Familie erzählen, sondern über seine Hingabe seinem Ruf und der Liebe zu seinen Nächsten, die der Allmächtige auf seinen Weg legte.

Und wir sprachen noch mehr über Vjeko, manches “dienstlich“, manches nicht, denn als das Gedächtnis der Eltern begann sich an alles zu erinnern, war es schwer sie in ihrer Geschichte zu bremsen. Nach dem Mittagessen gingen wir zur Gemeindekirche in Osova, einer Pfarrgemeinde, selbstverständlich. Vor ihr steht noch die Statue zu Gedenken an Vjeko, die am 31. Januar 2005 erbaut wurde und innerhalb der Kirche befindet sich Vjekos Zimmer mit zahlreichen Fotodokumentationen über sein Leben, sein werk und seinen Tod. Hier befinden sich die frühen Bilder aus seiner Kindheit, der Grundschule und der Pfarrgemeinde, dem Dienen in der Gemeinde und Afrika – der gesamte Überblick über das Leben von Vjeko.

Und unmittelbar vor der Statue ein mir bereits bekannte Gedenktafel, die ich bereits in Kigali am Ort des Mordes sah, am Grab in der Kirche in Kivumu und hier, in seiner gebürtigen Gemeinde. Petar, der Vater von Vjeko, fragte den Ordenspfarrer, ob Vjekos Zimmer immer in diesem Zustand bleiben würde und er antwortete, dass es nicht so sein wird. Es wird noch hübscher und besser sein. Denn Vjeko verdient dies auch, dass wir alle auf ihn stolz sind und ihn uns als Vorbild zeigen. Und auch, dass wir seiner Familie für ihren Glauben danken, den sie immer gehütet und in ihn eingepflanzt haben, für ihr bespielhaftes Leben, dass sie ihm gaben und den Werten, die sie achteten und lebten. Wenn wir mehr von solchen Familien hätten, gäbe es auch mehr von solchen strahlenden Beispielen von wahrer christlichen Liebe.

 
Pater Vjeko Zentrum

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