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Möglichkeiten
Montag, 20. Juli 2015 Geschrieben von Anđelka Fitz

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Es ist jetzt fünf Monate her, dass ich meine Schule in Sveta Nedjelja mit der Schule in Kivumu getauscht habe. Obwohl ich mich nun so allmählich an einige Dinge gewöhnt haben sollte, ist das nicht immer der Fall. Ich mache noch ständig Dinge, von denen mir Ivica gesagt hat, dass ich sie vermeiden sollte. Und ich vergleiche auch noch ständig: 'In Ruanda ist es so, in Kroatien ist es so.' Als jemand, deren Vater Multiple Sklerosis hat und auch einen schwer behinderten Neffen, ist mir sehr bewusst welche Schwierigkeiten Menschen mit Behinderungen in Kroatien meistern müssen. Ich bin immer erstaunt, wie Menschen anderswo Menschen mit Behinderungen behandeln.

Es ist ja nicht so, als ob die Situation in Kroatien perfekt ist, aber wir behandeln Menschen mit Behinderungen respektvoll. In Kroatien gibt es verschiedene Gesellschaften, die ihnen helfen und auch Arbeitgeber werden darin unterstüzt ihnen passende Arbeitsplätze zu geben. Diese Dinge gibt es hier in Ruanda nicht.

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Es ist beschämend, aber hier glauben manche, dass Menschen mit Behinderungen verflucht seien und Familien versuchen oft sie zu verstecken. In Gesprächen mit Franziskanern aus den umliegenden Ländern habe ich herausgefunden, dass Ruanda hier keine Ausnahme darstellt. Die Situation ist in anderen afrikanischen Ländern genauso.

Der verstorbene fra Vjeko hatte da einen anderen Ansatz. Er hat sich besonders für Menschen interessiert, die besonderer Hilfe bedurften. Fra Ivica führt diese Arbeit fort. Es gibt hier mehrere Menschen mit Behinderungen an der Schule. Einige unserer Lehrer, Joseph, Jean Paul und Dorothée, haben hier ihren Arbeitsplatz gefunden. Selbst mit ihrer Qualifikation wäre es für sie anderswo schwierig gewesen, Arbeit zu finden.

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Joseph, der Chef der Schneidereiabteilung, arbeitet schon sehr lange an der Schule. Er hatte Polio als Kind und benötigt zwei Krücken. Von der Schule bekam er die Möglichkeit an einem Trainingsprogramm in Uganda teilzunehmen und er war auch schon mal zu einem Kurs in Kanada. Es macht mich immer glücklich zu sehen, wie er bei Feiern seine Krücken beiseite stellt und wir mit ihm tanzen können. Von den Lehrern wird er voll akzeptiert.

Jean Paul, oder "Paolo" wie er hier genannt wird, ist der Leiter der Tischlerabteilung. Als Jugendlicher hatte er einen Verkehrsunfall. Er fuhr mit einem Freund Fahrrad, als sie mit einem Auto zusammenstießen. Sein Freund starb und Paolo erlitt eine schwere Kopfverletzung, durch die er ein Ohr verlor.

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Dorothée ist eine Informatiklehrerin. Sie begann letztes Jahr hier zu arbeiten. Sie humpelt. Vor einigen Monaten hatte ich mit einer Änesthesistin des Kinderkrankenhauses in Zagreb eine Diskussion darüber. Wir sprachen darüber, dass man in Kroatien kaum jemanden sieht, der humpelt. Und wieder, wie Sie sehen können, ziehe ich Vergleiche. Bei allen Neugeborenen in Kroatien werden die Hüften untersucht und wenn es eine Unregelmäßigkeit gibt, wird es sofort behandelt. Hier ist das nicht so und Menschen mit dieser Fehlstellung der Hüften werden ihr Leben lang humpeln.

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Das ist aber noch nicht alles. Vor einigen Jahren kam ein großer Container aus Kanada, der in das Schulgelände integriert wurde. Jetzt befinden sich dort zwei geräumige Arbeitsbereiche. Ein Bereich wurde mit Strickmaschinen ausgestattet, in dem drei junge Menschen mit Behinderungen arbeiten. Diese Strickmaschinen wurde in Uganda mit Spendengeldern aus Bosnien/Herzegowina gekauft.

Im Ruanda arbeiten die meisten Menschenin der Landwirtschaft. Die meisten Menschen essen das, was sie produzieren und das ist nicht viel. Und die, die nicht in der Lage sind, das Land zu bestellen, haben noch mehr Probleme satt zu werden. Aber diese drei jungen Menschen haben eine Anstellung im Padri Vjeko College gefunden und so für sich ein besseres Leben gesichert. Nachdem die Maschinen gekauft worden waren, hat man auch einen Lehrer gefunden, der die drei eingewiesen hat.

Grace war die erste. Sie sitzt im Rollstuhl und ich bewundere es sehr, wie sie trotz der unbefestigten Straßen mit den vielen Löchern herumkommt. Beata kam danach. Sie verlor ein Bein und benutzt eine große hölzerne Krücke. Jean Marie war der letzte. Er hat Spina Bifida und arbeitet nun schon seit zwei Jahren hier.

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Der Arbeitsplatz ist sicher, aber sie mussten sich selber um Aufträge bemühen. Meist strickten sie Pullover für den Verkauf. Dann hatte fra Ivica die Idee, dass sie Pullover für die Studenten der zwei Schulen, Padri Vjeko College und die Senior Secondary School, stricken sollten. Anfangs kaufte die Schule das benötigte Material und kaufte ihnen dann die fertigen Pullover ab. Diese Situation hat sich nun geändert.

Die drei Arbeiter kaufen nun das Material von ihrem eigenen Einkommen und die Studenten erwerben die fertigen Pullover, die jezt Teil der Schuluniform sind. Da die Anzahl der Studenten sehr stark angestiegen ist, haben sie jetzt viel mehr Arbeit. Deswegen müssen sie sich nun auch nicht mehr nach anderer Arbeit umsehen und sie haben ein regelmäßiges Einkommen. Das ist sehr wichtig für die Menschen hier (so wie überall sonst auch), und nicht nur für Menschen mit einer Behinderung.

Durch dieses Projekt können die Lehrer und die Studenten, die diese beiden Schulen besuchen, den Problemen der Menschen mit Behinderungen gegenüber sensibilisiert werden. Es wird hoffentlich auch andere Menschen mit Behinderungen ermutigen nicht aufzugeben. Es ist sehr wichtig, dass hier nichts als Almosen ausgegeben wird. Sie lernen stattdessen, ihren eigenen Lebensunterhalt zu verdienen. Hier wird nach dem Spruch gehandelt: "Wenn du einem Menschen einen Fisch gibst, hat er für einen Tag etwas zu essen. Wenn du ihm das Fischen beibringst, hat er sein Leben lang zu essen." Diese drei haben eine Chance und es liegt an ihnen, wie sie sie nutzen.

Ãœbersetzt von Uta Leymann

 
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